Die Sucht besiegen
Erfolgreiche Ex-Raucher – das sind jene früheren Raucher, die seit mindestens einem Jahr abstinent sind. Fragt man sie, was sie zum Rauchstopp motiviert hat, dann sagen 85 Prozent, dass es schlicht und einfach ihr Wille gewesen wäre, nicht mehr zu rauchen. Fragt man genauer nach, stelle sich aber oft heraus, dass es darüber hinaus einen Anstoß gab. Einen Husten etwa, der aufgrund des Rauchens nicht und nicht ausgeheilt werden konnte, oder einen Arzt, der bei einer Routineuntersuchung sagte, dass „mit der Lunge etwas nicht stimmt.“ Andere häufige Gründe für den Raucherstoff: eine Schwangerschaft, die Einführung des Rauchverbots am Arbeitsplatz oder einfach der Wunsch, nicht mehr abhängig zu sein.
Aus welchen Motiven man das Rauchen auch sein lassen will – die Vorbereitung des Ausstiegs soll geplant sein. Aufhörwillige sollten sich zunächst drei Dinge vor Augen halten: Erstens, dass Entzugserscheinungen nur in der ersten Zeit auftreten und leicht beherrschbar sind, zweitens, dass man das Verlangen nach einer Zigarette nur in manchen Augenblicken spürt, die sich überbrücken lassen, drittens, dass es in Wahrheit lediglich um den „Knopf im Kopf“ geht. Und der, könne gut gelöst werden, wenn der Raucher wirklich den Willen hat aufzuhören.
Wie groß ist die Macht der Sucht?
Über Jahrhunderte galt Tabak als Genussmittel, das Rauchen schlimmstenfalls als schlechte Gewohnheit. In den 1950er Jahren begann man den Risikofaktor Rauchen zu erforschen, und heute zweifelt niemand mehr an den enormen gesundheitlichen Schäden, die der Tabakkonsum anrichtet. Erst in jüngster Zeit beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem Rauchen als Sucht.
Und obwohl man dem Nikotin ein höheres Suchtpotenzial zuschreibt als Heroin oder Kokain, wird die Gefahr immer noch verharmlost. Im Gespräch mit MEDIZIN populär spricht Suchtforscherin Univ. Prof. Dr. Gabriele Fischer über die Macht der Sucht.
Vom Willen zum Weg
Wo dieser wirkliche Wille ist, wäre auch ein Weg. Und auf diesem Weg hätten sich drei Schritte bewährt.
Schritt eins:
Es wird nicht mehr nebenbei geraucht, also beim Autofahren, Telefonieren, Lesen oder Fernsehen, sondern nur noch bewusst.
Schritt zwei:
Es wird nur noch im Freien geraucht, parallel werden Alternativen zum Rauchen probiert wie Stricken, auf das Fahrradergometer steigen, ein Glas Wasser trinken.
Schritt drei:
Ein Aufhörtag wird festgelegt. Man nimmt sich vor, ab diesem Tag gar nicht mehr zu rauchen. Dieser dritte Schritt ist unerlässlich, weil es meist nicht durchgehalten wird, weniger zu rauchen, und weil das auch nicht für die Gesundheit bringt. Schon drei Zigaretten am Tag verdreifachen das Herzinfarkt- und Lungenkrebsrisiko.
Beratung erhöht Erfolgsquote
Nach Schätzungen der WHO sind die wenigsten Raucher dabei erfolgreich, nur mit der eigenen Willenskraft und im ersten Anlauf vom Rauchen loszukommen: Lediglich fünf Prozent schaffen das. Lassen sich die Betroffenen beraten, steigt die Erfolgsquote gemessen in Abstinenz nach einem Jahr auf bis zu 25 Prozent. Deswegen wird ermuntert z.B. am Rauchertelefon Hilfe zu suchen, oder bei einem Arzt, der sich auf Raucherentwöhnung spezialisiert hat. Wer Ziele eher in Gemeinschaft Gleichgesinnter erreicht, sei mit der Teilnahme an Gruppenseminaren gut beraten. Starken und extrem abhängigen Rauchern, die schon viele vergebliche Versuche des Aufhörens hinter sich haben, bieten sich schließlich stationäre Raucherentwöhnungen an.